Flugsportclub Heide-Büsum e.V.

1971 – 1980

Wie es begann
Der Flugplatz Heide-Büsum im Bau

In den Jahren 1968-69 beschlossen der Kreis Dithmarschen, die Stadt Heide und der Kurort Büsum zur Verbesserung der Infrastruktur dieser Region einen Verkehrsflugplatz zu errichten. Nachdem man sich über den Standort geeinigt hatte, begann man 1969 mit dem Bau und schließlich wurde am 25.9.1970 der Platz durch den Vertreter der Landesregierung, Herrn Helmut Rohde, abgenommen. Am 31.05.1970 war die offizielle Einweihung. Fritz Weimar aus Achterwehr wurde als Flugleiter fest angestellt.

Die ersten Flugbewegungen erfolgten am 26.5.1970 durch Horst Schmidt mit der Do 28 D-IHOL des Westküstenflug, den Gerd Hellinger betrieb. Eine Linienflugverbindung mit der Insel Helgoland wurde mit dieser Maschine aufgenommen. Dies alles geschah zu einer Zeit als Flugbenzin noch DM 0,45 pro Liter und die Gebühren für eine Landung DM 1,11 für ein Flugzeug unter 1000 Kg kosteten. Die damals in Dithmarschen beheimateten Privatpiloten flogen fast alle beim Dithmarscher Luftsportverein St. Michaelisdonn. So blieb es denn nicht lange aus bis es erste Kontakte gab, den neuen Platz mit Leben zu erfüllen und einen Fliegerclub zu gründen. Durch Mund zu Mund Propaganda fanden sich eine ganze Reihe von Interessenten und so wurde als Termin für die Gründungsversammlung Dienstag 18. Mai 1971 festgelegt. Im Restaurant des Flugplatzes trafen sich an diesem Abend zahlreiche Luftsportliebhaber und mit Hilfe einiger Vorstandsmitglieder des Dithmarscher Luftsportvereins St. Michaelisdonn, die uns bei der Gründung hilfreich zur Seite standen, wurde der Flugsport Club Heide – Büsum aus der Taufe gehoben. Spontan erklärten 16 Frauen und Männer ihren Beitritt. Fünf davon waren im Besitz einer PPL – Lizenz :
Fritz Weimar, Fritz Yung, Fritz Hammesfahr, Karin Hammerfahr, Volker Lenser.
Den Flugschein mit Hilfe der Flugschule des Westküstenflug zu erwerben erklärten sich bereit :
Peter Vorlob, Jochen Paulsen, Reimer Sievers, Hartmut Zyglowski, Herwig Mohr.

Kurze Zeit später kamen hinzu: Karl Heinz Hinrichs, Wilhelm Verhufen und Erich Kinde

Als 1. Vorsitzender wurde Fritz Yung, als 2. Vorsitzender Fritz Hammesfahr, als Schriftführer Karin Hammesfahr und als Kassierer Jochen Paulsen einstimmig gewählt. Gleichzeitig wurde auch eine Modellfluggruppe gegründet. 10 Jugendliche meldeten sich spontan. Gebaut wurde in der Grundschule Neuenkirchen  unter der Leitung von Wilhelm Verhufen.

Traditionelles „Schinkenklopfen“ nach dem Freiflug (die ersten 3 Platzrunden ohne Lehrer)

Die Schulung der PPL- Anwärter begann mit J3C, PA 18, PA 19, C 150 und C 172 des Westküstenflug. Platzrunden wurden in Heide-Büsum gedreht und als Abschluß war ein 14 tägiger geschlossener Lehrgang in St. Michaelisdonn vorgesehen. Es war das Ergebnis eines harten Ringens zwischen dem Vorstand und Gerd Hellinger, der gern alle Flugbewegungen in St. Michaelisdonn gehabt hätte. Fluglehrer waren seinerzeit außer Gerd Hellinger, Günter Lewandowski und „Schnulli“ Steinhäuser.

Der Geschäftsführer der Flugplatz Heide-Büsum GmbH, Jörn Cornelius, – später auch passives Mitglied des Clubs – bezeichnete die damalige Situation treffend wie folgt:


„Die Flugplatz Heide-Büsum GmbH mit ihrer Trägergesellschaft verbindet mit dem Flugsport Club Heide-Büsum sehr viel mehr als nur der Name.“


Beide waren zum Zeitpunkt ihrer Geburt wahrlich Kleinkinder. Wir hatten nichts außer unserer Begeisterung und den Willen zum Fliegen. Wir waren richtig gehend hungrig, hatten kein eigenes Clubflugzeug, kein Geld und keine Unterstützung, aber wir waren die Eifrigsten als uns Fritz Hammesfahr seine PA 12 zur Verfügung stellte. Eine PIPER mit zwei Passagiersitzen hinten. Wir nannten sie die Piper mit dem Liebespaarsitz, so schmal war der. Das Flugzeug war kaum am Boden anzutreffen. Einer gab dem anderen das Flugzeug in die Hand. Wer am Wochenende als erster am Platz war, flog die sogenannte Weckrunde über die Häuser der Mitglieder und schon kamen sie von allen Seiten herbei und eilten zum Flugplatz. Kameradschaft wurde groß geschrieben. Auch haben wir mit dieser Maschine das erste Geld mit Rundflügen verdient. Hei – war das eine Freude! Leider hatten wir mit diesem Flugzeug nicht all zu lange Spaß. Ein Dachdeckermeister aus der Gegend um Worms hatte die Maschine vom Hammesfahr gechartert. Er gab an, die Piper hundertprozentig zu beherrschen und setzte sie prompt in den Graben und wir standen wieder ohne Fluggerät da.

Riesen Stimmung beim Hallenfest 1971
Taufe der 1. Clubmaschine am 9. September 1971

Am 21.8.71 fand der erste Flugtag mit Hallenfest statt. Wir zahlten Lehrgeld, ein Minus von DM 555,00 entstand. Charly Kühl aus Marl stellt dem Club seine DR 400 D-EGMC zur Verfügung. Der erste Gemeinschaftsflug mit dem Aero Club St. Peter führt uns zur Insel Samsö nach Dänemark. Dann endlich ist es soweit, der Club kauft sein erstes eigenes Flugzeug. Eine Scheibe „Sperling“ SF 23 A Namens D-EGIZ. Die Maschine gehörte einem Herrn Wirths und stand auf dem Flughafen Düsseldorf. Ein Schulterdecker 100 PS , Kunstflugtauglich, zugelassen als Schleppflugzeug und zum Absetzen von Fallschirmspringern, 2 Sitze nebeneinander, elektrischer Anlasser: genau DAS Flugzeug, was wir brauchten. Fritz Yung und Heinzi Hinrichs fuhren mit dem Auto nach Düsseldorf. Probeflug natürlich inklusive Kunstflug und sofort wurde der Kaufvertrag abgeschlossen. Kaufpreis DM 9.500,00. Geld hatten wir keins, somit war der Kauf ein Sprung ins kalte Wasser und verursachte ein paar unruhige Nächte. Nach der Landung dieses Flugzeuges in Büsum gab es zunächst ungläubige, skeptische Gesichter beim Empfangskomitee. Auf dem Rumpf prangte in großen Lettern der Name „FRÜH KÖLSCH“. Das änderte sich jedoch sehr schnell. Der Flieger wurde neu lackiert und der Sponsor ließ sein Logo „HINRICHS HEIZUNG“ aufbringen. Das Flugzeug wurde  am 9.9.1971 auf den Namen „Krabbe“ von Harry  Kemper getauft.

Fritz Yung und Fritz Weimar flogen gleich damit zum Jahrestreffen des JG 301 zum Militärflughafen Faßberg. Die Maschine wurde gut genutzt und das Minus auf dem Konto wurde relativ schnell kleiner. Eine Haltergemeinschaft Hinrichs-Kinde-Vorlob kaufte eine „Bölkow 207 D-EGKU und stellte auch dieses Flugzeug dem Club zur Verfügung. Peter Vorlob und Fritz Yung machten mit dem „Sperling“ bei der Flugrallye Bordelum den 1. Platz und erstmals fand eine Clubmeisterschaft statt. 1972 veranstalteten wir in Büsum einen „Tag der Flieger“ mit einem „Fly In“. Rund 50 Gastflugzeuge nahmen daran teil. 300 Starts und Landungen waren zu verbuchen. Abends fand in der Halle ein gut besuchter „Tanz unterm Fallschirm“ statt.

Der „Sperling“ wird geborgen

Leider ging am 1.6.1973 der von uns allen so heiß geliebte „Sperling“ zu Bruch. Ein Mitglied startete mit dem leeren statt mit dem vollen Tank und die Maschine ging kurz nach dem Abheben in einem Getreidefeld auf den Kopf. Der noch brauchbare Rest wurde nach England verkauft. Der Erlös und die Versicherungsleistung aus der SF 23 reichten aus, um uns eine „Jodel“ DR 1050 D-EMOO zu kaufen. Leider lebte auch dieses Flugzeug nur 21 Tage im Club. Es ging bei einer Landung in Ganderkesee infolge tiefstehender Sonne und einem falsch abgestellten Flugzeug zu Bruch.

Gottseidank kamen die beiden Insassen mit dem Schrecken davon. Auch dieses Flugzeug war gut versichert, so beschlossen wir, uns nun ein modernes Flugzeug zuzulegen.

Die D-EODF angekommen in EDXB

Im Angebot war eine relativ junge MS 880 D-EODF mit 100 PS. Kostenpunkt DM 25.000,00, die wir diesmal mit Links bezahlen konnten. Mit diesem Flugzeug begann das „Morane“ Zeitalter und die Ära zahlreicher Helgolandflüge. Unsere jungen Flieger zog es natürlich in die Ferne auf Überlandflüge. Damals gab es noch kein GPS und mit QDM war man auch noch nicht so besonders vertraut. Es galt noch nach der alten Methode: Auge – Karte – Landschaft – zu franzen.

So konnte es schon mal vorkommen, dass man statt in Dortmund zu landen über die Grenze gerauscht war und in Holland aufschlug. Die etwas holprige deutsche Sprache und die Frage des holländischen Flugleiters nach dem Flugplan brachten Gewissheit schon mal einen Auslandsflug erfolgreich gemeistert zu haben.
Die Haltergemeinschaft verkaufte ihre „Bölkow“ 207 . Peter Vorlob und de Haan kauften auch eine „Morane“ MS 883 D-EIHN. Auch diese konnte vom Verein benutzt werden.

Die Burda-Staffel zu Besuch in EDXB

Fritz Yung nahm Verbindung mit seinem ehemaligen Kriegskameraden des Jagdgeschwaders 301, Gerd Meier auf, der Chefpilot der berühmten „Burda- Staffel“ war. Es gelang, diese Staffel zu einem Flugtag nach Büsum zu holen. Um die „Burda- Staffel“ herum wurde dann 1973 ein Flugtag veranstaltet. Die Werbung wurde gut organisiert. Plakate aufgestellt, Flugzettel auf allen Parkplätzen in der Umgebung unter die Scheibenwischer parkender Autos geklemmt, der Rest der Flugblätter über Büsum und die umgebenden Ortschaften abgeworfen.

Kunstflüge wurden mit einem „Stieglitz“ und von Ernst Michalk mit seinem Segelflugzeug gezeigt, Modellflugzeuge, Fallschirmspringer, Ballonjagden, Heißluft-Ballonaufstieg, Vorstellung der Wattenkönigin, Spielmannszug, Feuerwehrkapelle und der betrunkene „Fischer von Büsum“ begeisterten die zahlreich erschienenen Zuschauer. Das Hallenfest am Abend wurde von mehr als 600 Gästen besucht. Darunter auch Fliegerfreunde aus Fredericcia/Dänemark, die uns mit 3 Flugzeugen besuchten. Später flogen auch wir zu Gegenbesuchen dorthin.

SAR Hubschrauber beim Flugtag

1975 war wieder ein Großflugtag. Werbung intensiv, auch über Rundfunk und Fernsehen. Fallschirmspringer aus Hamburg und Hartenholm nahmen teil. Die Bundeswehr beteiligt sich mit Do27 und Do 28 und Hubschraubern. Eine Ausstellung neuer „Robin“ Flugzeuge, die Teilnahme von Ralf Eimermacher mit seinem Heißluftballon sowie Kunstflieger Bezak und Bronco Assmussen bereicherten das sonst übliche Programm. 1.200 Starts und Landungen und 150 Flugzeuge nahmen teil. Zu Rundflügen waren in der Regel 10 Flugzeuge in der Luft.

Unsere Frauen, Mitglieder vom THW Heide und vom DRK, die Modellfluggruppe und deren Freunde, alle fassten mit zu, stellten Kassierer, Parkplatzwächter, Küchenhelfer. Belohnt werden die Leute durch Mitflugmöglichkeiten in unseren Flugzeugen. Die Frauen indem wir in der Woche darauf alle Flugzeuge einsetzen und mit ihnen zum Kaffeetrinken nach Wyk fliegen. Beim Hallenfest spielen 2 Kapellen abwechselnd zum Tanz unterm Fallschirm. Eine große Tombola bereichert das Fest. Ehrengäste wie Landrat Buhse, Bürgermeister Dethlefs aus Büsum, Wilkens aus Heide und Einwohner der Nachbargemeinden konnten begrüßt werden.
Der Rubel rollt , wir verkaufen unsere MS 880 und kaufen in Straßburg ein fast neues Vorführflugzeug „Morane Rallye 150, vormals F-BXDE und lassen es in Deutschland zu unter der Kennung D-EFHB (Flugsport Club Heide Büsum). Preis DM 57.649,00 inklusive Funk, VOR usw. 3 Mann fahren nonstop am Sonntag morgen nach Straßburg, besichtigen den Flieger, machen einen Probeflug, wobei der Werkspilot mitten über Straßburg vollbesetzt einen Looping dreht und die Maschine daraus mit abgestellten Triebwerk sicher auf einem vorab bestimmten Punkt auf dem Platz aufsetzt. Die Maschine wird gekauft und abends sind sie wieder zu Hause.

Der „fliegende Fischer“ wird beim Flugtag in Hartenholm „abgeführt“

Der Platz Heide-Büsum ist hinreichend bekannt geworden. Alle Vereine helfen uns wo sie nur können und Fritz Yung macht seinen „Fischer“ als Gegenleistung überall in Schleswig-Holstein, so u.a. in Westerland, Neumünster, Schleswig, Lübeck, Wahlstedt, Hartenholm usw.

Beim Flugtag 1977 haben wir Pech mit dem Wetter und leider stürzt Max Greger mit seiner „Stampe“ tödlich ab, weil er zu viel wagte. 1978 verkaufen wir wieder unsere D-EFHB für DM 42.500,00 weil sie motormäßig zu schwach für unsere Zwecke ist und kaufen dafür eine MS 893 D-EIKI mit 180 PS. Preis DM 55.000,00. Am 18.4.1978 wird die erste PA 18 D-EHCJ in Gelnhausen erworben. Fritz Weimar und Gerd Frahm landen nach einem Flug von mehr als 6 Stunden nach einem Umweg über den Dollard wohlbehalten in Heide- Büsum. Das LBA dreht einen Trudelfilm rund um das Hochhaus in Büsum. Peter Vorlbob kauft ebenfalls eine MS 893 D-EGLL und mit beiden Morans fliegen wir zum Natoflugtag auf dem Dümpel.

Grillparty auf der Restaurant Terrasse
Grillparty auf der Restaurant Terrasse

Unser Mitgliederbestand war auf gut 30 angewachsen, wovon etwa 20 Piloten waren. Es herrschte sehr gute Kameradschaft, alle Mitglieder fühlten sich wie in einer Familie und einer war für den anderen da. Rundum wurden die Geburtstage gemeinsam im jeweiligen Haus gefeiert und hinterließen bleibende Erinnerungen.
Am 23.8.80 wird die D-EEKT für DM 85.000,00 gekauft und dafür die D-EIKI in Zahlung gegeben. Zusätzlich wird die PA 18 D-EMTH von der Haltergemeinschaft Thießen-Witt-Schnor gekauft.

Am 12.8.80 wird die feste Startbahn in Heide-Büsum mit einem Sternflug eingeweiht. 70 Flugzeuge nehmen an der Rallye rund um Schleswig-Holstein teil, wobei sich einige Flugzeuge infolge eines Druckfehlers bei der Ausschreibung bis nach Dänemark verirren. Die Siegerehrung erfolgt zünftig maritim auf der „Bekum“ mit Labskausessen.